Mein Alltag als Makler: Was Kunden selten sehen, aber wissen sollten
Von außen wirkt mein Beruf oft ziemlich einfach: Tür aufschließen, freundlich lächeln, Besichtigungen machen, Vertrag unterzeichnen – fertig.
In Wirklichkeit steckt viel mehr dahinter. Die meiste Arbeit passiert nicht vor Ort, sondern im Hintergrund. Und genau diesen Teil sehen Verkäufer so gut wie nie.
Der Tag beginnt lange vor der ersten Besichtigung
Bevor überhaupt jemand ein Haus betritt, habe ich schon einiges erledigt: Marktentwicklung prüfen, Vergleichswerte analysieren, Fotos optimieren, Unterlagen sortieren und ein Exposé erstellen.
Ich muss wissen, wie sich Angebot und Nachfrage in Arnsberg gerade bewegen, damit ich meinen Kunden keine Schätzung gebe, sondern einen realistischen Wert. Die Vorbereitung entscheidet später darüber, ob ein Haus schnell Interessenten anzieht oder ewig online steht.
Gespräche, die wichtiger sind als jede Besichtigung
Wenn ich mit Eigentümern über einen möglichen Verkauf spreche, geht es selten nur um Quadratmeter.
Da steckt immer eine Geschichte dahinter: Erinnerungen, Hoffnungen, manchmal auch ein Abschied.
Ich höre zu, frage nach und versuche herauszufinden, was den Verkäufern wirklich wichtig ist. Ohne diese Gespräche würde der gesamte Verkaufsprozess an der falschen Stelle beginnen.
Käufer sehen ein Haus anders als Verkäufer
Das ist einer der größten Unterschiede im Alltag: Verkäufer kennen jede Ecke ihres Hauses, Käufer sehen alles zum ersten Mal.
Ein kleiner Kratzer, der dem Eigentümer nie aufgefallen ist, wirkt auf einen Käufer plötzlich wie ein Mangel.
Ich erkläre beiden Seiten, was wirklich relevant ist. Am Ende bin ich oft eine Art Übersetzer zwischen Emotion und Realität.
Was viele nicht wissen: Oft fehlen wichtige Unterlagen
Das passiert ständig: Ein Haus soll verkauft werden, aber die nötigen Unterlagen sind unvollständig oder verschwunden.
Bevor ein Verkauf überhaupt möglich ist, brauche ich Grundrisse, Baupläne, Unterlagen zu Modernisierungen, eine aktuelle Wohnflächenberechnung, Nachweise zur Energieeffizienz und vieles mehr.
Und wenn etwas fehlt?
Dann bin ich unterwegs – oft mehrmals.
Fahrten zum Bauamt
Es kommt regelmäßig vor, dass ich im Bauamt sitze, weil alte Pläne fehlen oder Akten nachgefordert werden müssen.
Manche Häuser haben keine aktuelle Wohnflächenberechnung. In solchen Fällen gehe ich mit Maßband und Tablet durch jeden Raum, messe alles neu und erstelle die Berechnung selbst.
Das dauert, ist aber nötig – denn ohne korrekte Flächenangaben gibt es später Probleme mit Käufern oder Banken.
Der Energieausweis – überraschend oft nicht vorhanden
Viele Eigentümer haben keinen gültigen Energieausweis, weil der letzte längst abgelaufen ist oder nie erstellt wurde.
Damit der Verkauf nicht ins Stocken gerät, erstelle ich den Energieausweis in den meisten Fällen einfach selbst.
Dafür sammle ich technische Daten, prüfe Baujahr, Dämmung, Heizsysteme und sorge dafür, dass das Dokument rechtsgültig und vollständig ist.
Zusammenarbeit mit Banken
Sobald ein Käufer finanziert, beginnt der nächste Teil meines Jobs.
Ich telefoniere mit Banken, reiche Unterlagen ein, beantworte Rückfragen und erkläre Details zur Immobilie.
Manchmal hängt an einer einzigen fehlenden Angabe ein kompletter Finanzierungsantrag. Wenn ich hier nicht sauber arbeite, verzögert sich alles – und das kann den ganzen Verkauf gefährden.
Fahrten zum Amtsgericht
Auch das gehört zu meinem Alltag: Grundbuchauszüge besorgen, Eintragungen klären, Rückfragen beantworten.
Viele Verkäufer wissen gar nicht, was alles im Grundbuch steht. Ich erkläre die Punkte und kümmere mich darum, dass die richtigen Dokumente rechtzeitig vorliegen.
Jede Immobilie hat ihren eigenen Weg
Es gibt Verkäufe, die laufen reibungslos. Und es gibt solche, bei denen man jede Kurve mitnimmt: fehlende Unterlagen, Finanzierungsprobleme, alte Einträge im Grundbuch, gerichtliche Fragen oder Käufer, die kurz vor knapp abspringen.
Ich begleite alles, halte die Fäden zusammen und sorge dafür, dass der Prozess am Ende trotzdem sauber abgeschlossen wird.
Warum ich diesen Beruf trotzdem liebe
Trotz all der kleinen Überraschungen mag ich diesen Job wirklich.
Ich begleite Menschen in wichtigen Lebensphasen, helfe ihnen, schwierige Entscheidungen zu treffen, und sehe oft die Erleichterung, wenn alles geregelt ist.
Und genau das macht meinen Alltag als Makler so besonders – selbst wenn viele Teile davon niemand sieht.